Kunstraum Nestroyhof

Michael Kos

Ausstellungsansicht "lose Formation", 2020

f LIEGEN, 2020

Chronisch Ich, 2012

metaphrasing Lawrence Weiner, 2020

lose Formation

7. Dezember 2020 – 11. März 2021

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Das Werk von Michael Kos, einem der vielseitigsten Künstler Österreichs, entfaltet sich im Crossover von Skulptur, Objektkunst, Installation, Kunst im öffentlichen Raum, Malerei und Literatur. Der Titel seiner Ausstellung lose Formation birgt bereits einen begrifflichen Widerspruch in sich. Überhaupt sind Sprache und Sprachspiele im Schaffen Michael Kos‘ immer wieder von Relevanz. 

In seiner Antonymskulptur „f LIEGEN“ ist es ein einziger Buchstabe, der die Bedeutung des Wortes nicht nur verändert, sondern sie sogar in einen gegenteiligen Begriff verkehrt. Für den Bildhauer Kos ist aber nicht nur die Idee wichtig, sondern vor allem auch deren adäquate Umsetzung in Material und Form – quasi ein Sichtbarmachen des Denkbaren. So liegt die aus Stahl gefertigte Skulptur mit dem Schriftzug „f LIEGEN“ zwar auf dem Boden, erhebt sich aber gleichzeitig, um aufzusteigen und zu fliegen.
Eine andere Form der Materialisierung abstrakter Ideengebäude findet sich in der Installation Chronisch Ich, bei der die Freud‘schen psychoanalytischen Grundbegriffe in das temporale Bezugssystem Über-Ich/Stunde, Ich/Minute und Es/Sekunde übergeführt werden.
Eine klar politische Aussage ist die Arbeit „metaphrasing Lawrence Weiner“, die sich auf eine Installation bezieht, die der Künstler Lawrence Weiner 1991 im Rahmen der Wiener Festwochen auf dem Flakturm im Esterházypark im 6. Wiener Bezirk (Haus des Meeres) montierte. „Smashed to Pieces (In the Still of the Night)“ – diese Installation zum Gedenken an die Novemberprogrome von 1938, ursprünglich gedacht als dauerhaftes Mahnmal, wurde 2018 im Rahmen eines Umbaus vom Haus des Meeres entfernt und durch ein Kaffeehaus ersetzt. Die Arbeit von Michael Kos ist nicht nur eine Hommage an Lawrence Weiner, sondern weist auch auf die immanente Zerbrechlichkeit von Demokratien hin.  
 

Diese Ausstellung, im Kunstraum Nestroyhof von Christine Janicek kuratiert, findet in Kooperation mit dem Traklhaus in Salzburg statt und wird mit einem 32-seitigen Katalog dokumentiert.